Übermalungen

Peer Kriesel nutzt neben blanken Materialien häufig auch „gestaltete“ Printprodukte als Maluntergünde, die in ihrer ursprünglichen Funktion ausgedient haben. In seinen „Übermalungen“ verwendet er entwertete Fahrkarten, Eintrittskarten, aber auch abgelaufene Einladungen zu Ausstellungseröffnungen. Kriesel faszinieren diese Materialien, weil sie für diese kurze Lebensdauer – also für die Fahrt von A nach B oder für den Besuch der Veranstaltung – gestaltet wurden. Sie sind aber oft nur für diesen kurzen Akt wertvoll und stellen danach eigentlich einen Wegwerfartikel dar. Dabei erzählen sie ganze Geschichten, denn jede Fahrt hatte einen Anlass und jeder Kinobesuch oder Besuch einer Ausstellung hinterlässt eine Erinnerung.
Gestaltungselemente, Aufdrucke und verwischte, teilweise verblasste Stempelfarbe dienen Kriesel dabei als Inspirationsquelle.


See- und Landkarten
Die übermalten See- und Landkarten sowie Stadtpläne gehören zu der neusten Werkreihe des Berliner Künstlers Peer Kriesel (*1979). Die für den Künstler typischen Übermalungen werden mit den Seekarten erstmals großformatig, sodass die filigranen und detailreichen Gebilde zu einem schier unendlichen Gewimmel werden.

Peer Kriesel übermalt alte – oftmals sehr seltene – Karten mit Aquarell- und Acrylfarbe sowie Pigment-Fineliner. Es kommt es zu einer scheinbar unwideruflichen Veränderung des Mediums Karte, zugleich aber wird das Objekt zur Kunst erhoben. Die alten (ausgedienten) und im Zeitalter von Google nahezu anachronistisch erscheinenden Karten werden so wieder zu neuem Leben erweckt. Die Kartendarstellung mit ihren Landschaften und Daten, ihr Vorleben und die Zeit, aus der sie stammt, dienen als Inspirationsquelle für Neues: Für ein unergründliches Universum an Fratzen, Fabelwesen und Figuren, die mit feinstem Strich auf Papier gezeichnet werden. Ufer- und Landesgrenzen lösen sich auf.
Die Übermalungen von Peer Kriesel sind stark inspiriert durch das Zeitalter der Digitalisierung.
Es geht um Werte, die Beschleunigung der Kommunikation, die Veränderung der Wahrnehmung und den inflationären Konsum von Kunst und Medien.
Sinnbildlich befassen sich die Werke der Kartenübermalungen mit der Orientierung in einem Zeitalter des Überflusses an Daten, Einflüssen, Eindrücken und Botschaften, die unstrukturiert heutzutage so nicht mehr zu erfassen und einzuordnen sind.
Achim-Serie
Zu dieser Werkreihe zählen Übermalungen alter Postkarten, Schriftstücke und Papieren meines Ur-Onkels, Achim.
Sie erzählen eine persönliche aber auch vergessene Geschichte – auf alten ästhetisch spannenden Unter- und Hintergründen entstehen im Kontrast neue Figuren und eine Welt aus der heutigen Zeit.
Neben alten Postkarten aus der Familie sind die Papiere und Untergründe auch aus einer Zeit der Kriegsgefangenschaft während und nach des 2. Weltkriegs.
Hierbei sind vor allem die Art der Kommunikation interessant und die Gefühle, die in dieser Zeit damit zusammenhängen. Hoffnung, wann man endlich freikommt, Ängste über Angehörige und das alles analog per Feldpost, die Wochenlang unterwegs war und es heute eh wie ein Wunder erscheint, dass diese den Empfänger erreicht hat. Antworten dauerten dann ebenso lange und waren auf kleinen Postkarten auch nur so kurz wie heutige Twitternachrichten. Arbeiten ansehen